Ein flüchtiger Moment, eine Lebensgeschichte: Ein Blick auf ein „Talent Mensch“

In einem kurzen Austausch beim Bäcker und einer kleinen Geste beim Autoverpacken der Einkäufe, offenbarte sich mir die Lebensgeschichte eines 92-jährigen Herrn, dessen flüchtiger Moment mein Denken nachhaltig prägte. Durch Diabetes gezeichnet, erzählte er von seiner Zeit im Krieg als 16-jähriger Junge an der ukrainischen Grenze und in Sibirien.
Kriegswerkzeuge hat er pflegen müssen und Kinder im Einsatz – eine Realität, die schwer begreiflich ist.
Seine Worte über junge Männer, die nie zurückkehrten, und die bittere Kälte, bei der manche bei -40 Grad erfroren, hallten nach. Die Erinnerung an das Leid, das er sah, ließ ihn noch heute Adenauer die Füße küssen wollen – ein symbolischer Ausdruck der Dankbarkeit für die Rückkehr der Kinder nach Hause.
Doch inmitten dieses beeindruckenden Lebensrückblicks stieß ich auf eine Reflexion über unsere heutige Welt:
“Es geht um Besitz und Machthaberei“, sagte er
Zurückgekehrt in meinen Alltag, reflektiere ich über Misstrauen und Neid in unserer Gesellschaft und erkenne, dass es vielleicht tiefer verwurzelt ist, als ich dachte – eine Erbschaft der Kriegskinder.
Die jetzigen Kriege und die angespannte Lage in unserem Land werfen Fragen auf. Misstrauen gegenüber Fremden, Schwierigkeiten, ein Lächeln oder Kompliment anzunehmen – eine traurige Realität. Doch in diesem Moment der Nachdenklichkeit wird mir bewusst, dass es an uns liegt, diese Muster zu durchbrechen.

Als Kriegsenkel trage ich Erinnerungen meiner Eltern in mir. „Wer sich in Gefahr begibt, der kommt darin um“ – ein überholter Glaubenssatz, den ich vor langer Zeit habe losgelassen. Nach dem Gespräch mit dem älteren Herrn hoffe ich, dass dieser Satz nie wieder relevant sein wird und dass Frieden Einzug hält – in unseren Herzen und auf der Welt.

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